Hauck János portré

Lebenslauf von Johann Hauck

(1926-2002)

Im Jahre 2002, kurz nach seinem Tode, wurde Johann Hauck die Ehre zuteil, dass man die deutsche Minderheitenschule von Piliscsaba nach ihm benannte. Unendlich stolz hätte ihn diese Entscheidung gemacht, denn sie war ein von ihm niemals erwarteter Lohn für seine Liebe zu seinem Heimatort Piliscsaba und seinen Einsatz dafür, dass die deutsche Sprache in der Schule nicht in Vergessenheit gerät.

Im Vergleich zu den Schülern dieser Schule waren seine Voraussetzungen schwieriger. Nicht nur die deutsche Hochsprache musste er erlernen, denn im Elternhaus und im Dorf war er nur mit dem Ofener Dialekt vertraut, sondern vor allem auch die magyarische Sprache, und er war sich dessen bewusst – nur durch beide Sprachen konnte er sich seine Welt erschließen.

Johann Hauck wurde am 04.01.1926 in einer deutschstämmigen Bauernfamilie in der Tot utca 10, heute Garancsi ut, geboren. Man lebte das von Sitten und Bräuchen geprägte Leben einer typisch deutschen Gemeinde wie in so vielen im Ofener Bergland. Seine Familie gehörte nach damaligen Verhältnissen dem Mittelstand an, und das hieß ein Besitz von 15–20 Joch Grund und ein Viehbestand von 6 Kühen zur Milchwirtschaft und zwei Pferden zur Arbeit, natürlich auch Schweine zum eigenen Verbrauch sowie Enten und Hühner. Wichtig für die Bauern war auch der eigene Wein, der viel Arbeit machte. Die Reben dazu gab es meist an den Hängen Richtung Dorog. Die Mutter verdiente ein Zubrot, indem sie wie viele andere auch, täglich mit der Milch im Zug nach Budapest fuhr und dort Familien belieferte.

In diesen Verhältnissen erlebte er mit seinen drei Geschwistern eine behütete Kindheit. Er war ein eifriger Schüler und trotz der selbstverständlichen Mithilfe im Feld und Stall hatte er Interesse am Lernen. So besuchte er nach der Grundschule die Polgari Schule in Pilisvörösvar. In der Nachbarschaft zur Kirche aufgewachsen und religiös geprägt, war er natürlich Ministrant und in der Kriegszeit mit dem Amt des Kirchenvaters betraut.

Nach dem Abschluss der Schule wollte er nicht die Bauernwirtschaft übernehmen, sondern einen Beruf erlernen. In Budapest wird er in der gewerblichen Fachschule der großen Fahrzeugfabrik Abraham Ganz aufgenommen um den Beruf des Maschinenschlossers zu erlernen. 

Leider musste er die Berufsausbildung im 2. Jahr abbrechen, denn 1944 war er 18 Jahre und verpflichtet, deutscher Soldat zu werden. Der ungarische Staat ließ die Musterung für die SS unter den Volksdeutschen zu und nun, im letzten Kriegsjahr, war es eine Zwangsrekrutierung. Zur Ausbildung schickte man ihn nach Prag, zum Glück blieb ihm ein Einsatz an der Front erspart. Auf der Flucht vor den nachrückenden Russen wurde er in Österreich gefangen genommen und nach Ungarn ins Lager Csillagbörtön gebracht. Schließlich gelang es, ihn mit Naturalien frei zu bekommen, und das Schicksal, wie so viele Landsleute willkürlich nach Russland verschleppt zu werden,  musste er nicht erleiden.

Die Welt in Piliscsaba war bei seiner Heimkehr eine andere geworden. In den Zeitungen wurde der Ton gegen die Schwaben immer schärfer und schließlich musste die Familie 1946 mit rund 1.100 anderen Piliscsabaern im Güterzug Haus und Hof verlassen. Man schickte sie in ein fremdes Land, in ihr sogenanntes „Mutterland“.

In den Landkreisen rund um Stuttgart wurden die Familien verteilt und die Familie Hauck landete in Leutenbach, wo sie bei Bauern einquartiert wurde. Im Winter 1946/47 hatten die Bauern keine Arbeit für die „Flüchtlinge“ und sie mussten sich eine Arbeit suchen. Johann Hauck bewarb sich bei Daimler-Benz  und half mit beim Wiederaufbau der zerstörten Fabrik. Bald gelang es ihm, seine Lehre in deutscher Sprache dort zu beenden und er arbeitete später bis zu seiner Rente bei Daimler.

Die Eigenschaft, gerne Kontakte zu knüpfen und Dinge anzupacken, zeigte sich schon in diesen ersten Jahren in der Fremde. Er gründete einen Fußballverein der „Flüchtlinge“ und eine ungarische Tanzgruppe, denn die Heimatliebe war ihm immer ein wichtiges Motiv. Die Organisation von ersten Treffen der Landsleute setzte er auch durch.

Lange musste er darauf warten, dass Ungarn seinen Antrag auf eine Heimreise genehmigte, doch von dieser Zeit an folgten viele Reisen mit vielerlei Aktivitäten.

Dabei suchte er den Kontakt zu den Menschen, aber auch zum Rathaus, zur Kirche und zur Schule in Piliscsaba. Zu helfen und die Verbindung zwischen den Landsleuten in der neuen und der alten Heimat zu pflegen war sein Ziel. Zuerst organisierte er Schul-und Jahrgangstreffen, bildete einen Heimatausschuss und verfolgte das große Vorhaben der Renovierung der Piliscsabaer Pfarrkirche. Zu ihrem 200-jährigen Jubiläum gelang es, 350 Tschamer aus Deutschland dort zusammenzuführen.

Die Liebe zur alten Heimat war neu gefestigt und er gründete mit vielen Gleichgesinnten den Heimatverein Piliscsaba. Eine weitere große Aufgabe war, ein Heimatbuch zu erstellen. Es war an der Zeit, denn noch konnte die Erlebnisgeneration dazu beitragen. Noch vor der politischen Wende sammelte er in mühevoller Recherche Quellen und Texte und 1988 ging das Buch der Deutschen ausTschawa in 700 Exemplaren in Druck.

Weitere Ziele, die er als Vorsitzender des Heimatvereins in Angriff nahm, waren u.a. die Instandsetzung der historischen Orgel der Pfarrkirche, ein Mahnmal für die Opfer der Weltkriege auf dem Friedhof, die Wiederherstellung der Stationen und später der Kapelle des Kalvarienberges, eine Spende zur Renovierung der kleinen Kirche zu ihrem 100-jährigen Jubiläum und als letzte Aktion, deren Abschluss er nicht mehr erlebte, war eine  neuerliche Spendenaktion zur Innenrenovierung der Pfarrkirche. Am Tag nach der letzten Versammlung seines geliebten Heimatvereins erlitt er einen schweren Schlaganfall, dem er am 26. Januar 2002 erlag.

Piliscsaba hatte ihm noch 1996 bei der Gedenkfeier zum 50.Jahrestag der Aussiedlung die höchste Wertschätzung für sein Tun und seine Person erwiesen, indem ihm die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde verliehen wurde.